🐺📚Märchenstunde

Ein satirisches Grimmchen für alle, die an Gerechtigkeit glauben – oder wenigstens an gutes Entertainment.


Es war einmal…
… ein mutiger, stets formfreier Ritter namens Arno Hansen, der sich zur heiligen Aufgabe berufen fühlte: den Tierschutz im Saarland zu entlarven. Er war kein einfacher Mann, nein! Er war ein Mann mit Visionen, Tastatur und einem Facebook-Profilbild, das bei Vollmond zu flimmern begann.

Arno lebte in einem beschaulichen Königreich namens Kommentaria, einer digitalen Provinz, in der jeder Untertan laut schreien durfte, solange er es in Versalien schrieb. Dort regierte keine Vernunft – nur das Gefühl, man wisse alles besser als alle, die je etwas tatsächlich gemacht haben.


Kapitel I: Die große Ankündigung

Eines Morgens, nach drei Tassen Aldi-Kaffee und einem besonders schlechten Beitrag über Katzen in Garagen, schrie Arno voller Überzeugung in den Abgrund des Internets:

🗯️ „ICH SCHREIBE EIN ENTHÜLLUNGSBUCH!“
Die Erde bebte. Vögel verstummten. In der Facebook-Gruppe „T.J. the madman“ wurde ein neues Gruppenfoto hochgeladen. Und Arno? Arno fühlte sich wie Julian Assange mit Tupperdose.

Er kündigte an, Missstände, Machenschaften, Mauscheleien und Mettbrötchen im Tierschutz aufzudecken. Die Republik zitterte – also, zumindest die vier Leute, die den Beitrag lasen. Drei davon waren Fakeprofile.


Kapitel II: Das Buch, das nie kam

Wie bei jedem echten Heldenmärchen gab es auch bei Arno einen Gegner: die Realität.
Denn Schreiben war nicht so einfach wie Meckern. Wörter wollten sortiert werden. Belege wollten gesammelt werden. Und Sätze ohne Beleidigungen fielen ihm schwerer als ein veganer Grillabend im Dschungelcamp.

Das Buch, einst als „Bombe“ angekündigt, wurde zum luftleeren Luftballon in Handschriftgröße 16. Es blieb ein PDF im Kopf, ein Google-Dokument mit dem Titel „Enthüllung_final_final_wirklichdiesmal3.docx“, das nie über die Startseite hinauskam.


Kapitel III: Der Staatsanwalt und das große Nix

Wie es sich für ein anständiges Abenteuer gehört, rief Arno die Justiz auf den Plan. Er verschickte E-Mails. Lange. Längere. Längste. Meist ohne Punkt und Komma, aber mit Leidenschaft. In Comic Sans. Er zitierte Paragrafen, von denen er nicht wusste, wie man sie ausspricht, aber hey – es klang gefährlich.

Doch die Staatsanwaltschaft?
Sie lachte nicht. Sie las nicht. Sie legte ab.
Denn:
„Kein öffentliches Verfolgungsinteresse“
war der Zauberspruch, der Arnos Märchenwelt zum Einsturz brachte. Plötzlich war er nicht mehr Robin Hood des Tierschutzes – sondern eher der Rentner mit der Dauerwelle, der im Bus ungefragt Lebensweisheiten verteilt.


Kapitel IV: Formlos. Fristlos. Furchtlos.

Trotz allem hielt Arno an seinem Wahlspruch fest:
„Formlos. Fristlos. Furchtlos!“
Was bei Versicherungen wie ein Mahnverfahren klang, war bei Arno das Manifest seines Lebens. Keine Regeln, keine Beweise, aber dafür Meinungen in Großbuchstaben und Beleidigungen in Fließtext.

Er wurde zum Don Quijote der Kommentarspalten.
Ein Kämpfer ohne Rüstung, aber mit Screenshot-Ordnern.
Ein Schreiber ohne Inhalt, aber mit Sendungsbewusstsein.


Kapitel V: Und wenn er nicht gesperrt wurde…

…dann postet er noch heute.
Über Verschwörungen, über „den Tierschmutz“, über Leute, die tatsächlich Tiere retten, statt über sie zu schreiben. Er träumt weiter vom Buch. Vom großen Knall. Von der Staatsanwaltschaft, die irgendwann sagt:
„Hui, Herr Hansen – DAS ist jetzt aber wirklich brisant!“

Aber bis dahin bleibt Arno das, was er schon immer war:
Ein Seitenhieb auf zwei Beinen.
Ein Buch ohne Kapitel.
Ein Märchen, das besser nie geschrieben wird.


Moral von der Geschicht’:
Worte wiegen wenig, wenn sie ohne Inhalt sind.
Und wer ständig „Enthüllung!“ schreit, steht irgendwann nur noch in Unterhose da.

ENDE.